Gothic Style

Cyber Gothic – die bunte Seite der schwarzen Szene

Geschrieben von Marisa

Die Cyber Gothics sind  ja an sich eher eine Randerscheinung der Gothic Szene. Unter den vielen Gothic Styles sind sie eher eine Ausnahmeerscheinung.

Dennoch sieht man immer mehr dieser seltsam bunt gekleideten Wesen auf Festivals oder in den Tanz Clubs.

Warum kleiden sich Gothics auf einmal so bunt? Was wollen sie uns damit sagen? Welche Musik hört ein Cyber Gothic?

Und was haben Cyber und Gothic überhaupt miteinander zu tun?

Woher stammt die Bezeichnung Cyber Gothic?

Beginnen wir mit einer grundsätzlichen Definition. Das Wort Cyber bezieht sich auf das englische Wort cybernetics, auf Deutsch Kybernetik. Die Kybernetik ist “eine wissenschaftliche Forschungsrichtung, die Systeme verschiedenster Art (z. B. biologische, technische, soziologische Systeme) auf selbsttätige Regelungs- und Steuerungsmechanismen hin untersucht” (Quelle: Duden)

Cyber, Cyberspace, der Mensch und die Maschine, der Mensch der die Maschine erschafft, die Maschine die mit dem Menschen verschmilzt. In diesem Zusammenhang stößt man auch auf Wörter wie Futuristik und Biomechanik –  alles Elemente die sich im Kleidungsstil der Cyber wieder finden!

Cyber bezieht sich auf die futuristische Einstellung und Ausrichtung der Cyber Gothics. Weg von der düsteren Romantik hin zu einer bunten Zukunft. Aber nicht alles ist so farbig und froh wie es scheint! Im Zusammenhang mit Zukunft geht auch immer eine gewissen Endzeitstimmung einher womit  auch wieder eine dunklere Komponente hinzukommt.

Vom Cyber zum Goth?

Die Bezeichnung Cyber Gothic ist ja eigentlich ein wenig irreführend, da die Cyberszene nicht direkt aus der Gothic Szene entstanden ist. Vielmehr ist die Cyber Gothic Szene ein Mischmasch aus Gothic, Punk, Techno und Visual Key.

Die Cyber Bewegung definiert sich hauptsächlich über Äußerlichkeiten, nebenrangig über Musik und Einstellung. Die Verschmelzungspunkte zwischen Cyber und Goth liegen beim Style und bei der Musik. Cybers sieht man meist auch nur auf irgendwelchen Events in voller Montur, für den Alltag ist das Styling doch zu aufwändig wohingegen die meisten Gothics ihren Style soweit möglich auch in den Alltag einbauen.

Die Musik!

Auch hier gibt es wieder keine genaue Definition, es finden sich Elemente aus dem Techno, Darkwave,  Goa, Future Pop, Trance, usw. Hauptsache laut, schnell und tanzbar!
So findet man Cybers sowohl auf Gothic als auch auf Techno Events.

Der Tanz!

Man erkennt Cyber Gothics nicht nur an ihrer Kleidung, sondern auch an ihrem Tanzstil! Nicht gerade platzsparend bewegt sich der Cyber Goth mit weit ausholenden Arm- und Beinbewegungen über die Tanzfläche. Damit es nicht zu Kollisionen in dunklen Räumen kommt tragen sie oft Leuchtstäbe in den Händen oder am Körper :-) die als kreatives Element in den Tanz mit eingebaut werden.

Der Style!

Kurz gesagt: bunt, knallig, futuristisch. Einen Cyber sieht man in jedem Gothic Club aus der Menge heraus leuchten. Sie tragen zwar meist als Grundfarbe schwarz, aber bei den Applikationen steht der volle Regenbogen an Farben zur Verfügung. Hauptsache schrill und am besten Neon leuchtend. Es gibt aber auch Cybers ganz in neonfarben von oben bis unten. Jedes Cyber Outift hat irgendeine “Themenfarbe” oder Farbkombination.

Die Farben und Materialien wie Gummi, Latex, Plastik usw. sollen den Eindruck des futuristischen, künstlichen erwecken.

Sehr beliebt sind lange weite Hosen wie sie auch Raver tragen, Brustpanzer, Westen, Netzhemden, Bondage Hosen und Shirts. Bei den Mädels sieht man immer mehr, bzw. immer weniger, also  kurze Röcke, knappe Oberteile aus Lack oder Latex.

Die Schuhe sind meist groß und schwer, sogenannte “Transformerboots” (Plateauschuhe mit Schnallen oder Spikes, meist aus Lack oder Leder), Springerstiefel aber auch bunte Turnschuhe.

Haare und Accessoires!

Zu fast jedem Cyber Gohic Outfit gehört auch ein buntes Haarteil aus künstlichen Dreadlocks oder Schläuchen, Garn oder Kabeln – je nach Kreativität des Trägers. Die Synthetischen Dreadlocks haben sogar einen eigenen Namen: Cyberlox.

biohazardDie am häufigsten gesehenen Accessiors sind Schweißerbrillen, LEDs, Gasmasken und Mundschutze.

Gern verwendet werden Applikationen mit Gefahrensymbolen darauf, wie dem Biohazard oder Totenköpfen. Sehr beliebt sind selbst entworfene und selbst gemachte Outfits!

 

 

Fazit: Die Kontroverse!

Für mich als überzeugten Darkwaver ist es ja gar nicht so einfach über die Cyber Gothic Szene zu schreiben. Besonders dabei neutral zu bleiben :-). Die “bunten Hüpfer” werden von den klassischen “Gruftis” ja oft eher belächelt oder gar abgelehnt. Zu laut, zu schrill zu bunt und eindeutig zu viel Platz auf der Tanzfläche! Zu wenig Inhalt zu wenig Tiefe und überhaupt!

Cybers bringen das bunte, farbenfrohe und lustige in die dunkle Szene und weichen dadurch auch die Grenzen zwischen Gothic  Techno und Normalos auf!

In Echt überschneiden sich ja Cyber und Gothic auch nur über einige wenige Elemente der Kleidung und Musik aber hauptsächlich räumlich in Clubs und auf Festivals!

Aber um auch mal alle Vorurteile über Bord zu werfen, eigentlich sind die bunten Farbkleckse doch auch ganz nett oder? Manch ein Club wäre doch so fast  ein wenig leer und düster und mit ein paar LEDs als Markierung findet man auch in der vernebelsten Location den Weg zur Tanzfläche!

Schließlich geht es beim Ausgehen ums Tanzen, Spaß haben und Klamotten herzeigen oder?

Und die Beschäftigung mit Futurismus und dementsprechend auch Endzeitstimmung ist den Gothics ja auch nicht ganz fremd!

Wie siehst du diesen Gegensatz? Soll man Cybers überhaupt zu den Gothics zählen? Findest du, das Cybers den Geist der Szene eher bereichern oder zerstören?

Und ganz ehrlich, hast auch du ein Neon Teil in deinem Kleiderschrank? Also ich hab da einen netten kleinen neongrünen Tüllmini aus einem Cyber Gothic Store der toll zu meiner Lackcorsage passt! Mal was anderes für einen farbenfrohen Sommerabend! :-)

Bildnachweis:

© AWP – Fotolia.com

Über den Autor

Marisa

Mein Name ist Marisa und ich schreibe hier über alles was mit der dunkelbunten Seite des Lebens zu tun hat. Verwurzelt bin ich seit vielen Jahren in der Gothic Szene und interessiere mich natürlich für die Musik und das Styling! Zu finden bin ich außerdem auf google+

4 Kommentare

  • Hey!
    Interessanter Artikel..muss schon sagen, das „neutral bleiben“ hast du gut hinbekommen ;)

    Zum Thema : mir ist mal aufgefallen, dass viele (laut Cybergothic-Forum) der Cybergoths sich selbst nicht zur Gothicszene zählen. Sie grenzen sich sogar bewusst ab. Hat sicher auch damit zu tun, dass ihnen oftmals regelrechter Hass entgegen schlägt.
    (Ja, da gibts die skurrilsten Diskussionen darüber, wirklich interessant. Schau mal rein^^)
    Mich persönlich stören sie nicht, wäre ja langweilig wenn sich die Szene nicht weiterentwickeln würde und bei der Vielzahl an „Szenetypen“ fallen sie auch nicht wirklich ins Gewicht.
    Und sowieso: Candy Goths sind weitaus schlimmer, und ja – angeblich gibt es einen Unterschied xD

    Aber mich würde mal interessieren, wann genau das alles entstanden ist. Bei uns war das eher so „schwupps“ und da waren sie.
    Und noch Etwas: was sagt die Steampunk Szene eigentlich zu den Cybern? Hast du da Erfahrungsberichte o.ä.? Ich meine, wenn man den Cybern schon diese „Endzeitstimmung“-Gesinnung andichtet, haben sie ja einiges gemeinsam.

    Bis dann

    • Hallo Syn!
      Lieben dank für das Lob! Ich habe mich gar nicht mal so bemühen müssen ;-) für mich ist es immer wichtig allen Szene Richtungen gegenüber offen und tolerant zu sein, schließlich mag ich es ja auch nicht wenn mich jemand nur wegen meinen schwarzen Klamotten verurteilt.
      Du hast absolut recht damit, die Cybergothic Szene ist in sich ein wenig gespalten. Einige orientieren sich mehr in Richtung Techno, einige in Richtung Gothic und manche wollen ganz für sich sein. Ich habe schon seitenweise wie du so schön sagst skurrile Diskussionen gelesen :-) . Die ewige Diskussion wer ist „true“, wer entspricht am besten dem Szene Klische, was macht die Szene überhaupt aus gibt es in jeder Richtung und da muss jeder seinen eigenen Weg finden!
      Da aber die Gothic Szene leider immer kleiner wird wäre es meiner Meinung nach sogar eher kontraproduktiv eine doch so große Szenerichtung ausschließen zu wollen. Da könnten wir dann bald unsere Partys alleine feiern und da wird die Tanzfläche dann doch schon ein wenig leer.
      Puh ja die Candy Goths sind irgendwie auch wieder ein ganz eigenes Thema, ich zähle sie zwar grob zu den Cybers einfach weil manchmal nicht ganz klar erkennbar ist was was ist, aber ich finde schon es gibt einige Unterschiede! Candy Goths tragen eher Pastelltöne statt neon, ich habe bisher fast nur weibliche Candys getroffen und ihre Philosophie ist am ehesten don`t worry, be happy. Noch weniger tiefgründig, noch mehr Partyhäschen :-) Schlimmer? Hm naja eben einfach wieder anders :-)
      Ich musste jetzt auch kurz überlegen, tatsächlich kommt es mir auch so vor als wären die Cyber einfach so aufgetaucht. Bei genauerem hinsehen und überlegen müsste das so ca. 2000 angefangen haben. Sicher auch im Zusammenhang mit Filmen wie z.B. Matrix oder ähnliche.
      Die Steampunks sind anders als die Candys ein ganz anderes Genre. Ich kenne einige Steampunks da ich selber gerne Outfits bastle und Steampunk grenzt sich schon deutlich von der Partykultur der Cyber ab. Steampunk ist als literarische Strömung entstanden und spielt auch mit dem Futurismus, aber weniger mit Endzeitstimmung. Man könnte sagen eher eine Retro-Zukunft, mit vielen Elementen aus der viktorianischen Zeit. Wie könnte die Zukunft aussehen wenn alles anders gelaufen wäre :-) Mehr Infos dazu findest du hier http://style-revolution.net/allgemein/steampunk-neue-alte-welt/
      Ich hoffe meine Antwort war hilfreich!
      Lg Marisa

      • Ja, hi.

        Ich finde den Artikel gut und wertneutral geschrieben *Daumen hoch*
        Was mich an dieser „ewigen“ Diskussion reitzt, ist meine eigene Stilrichtung. Denn ich falle da in eine wohl weitere Grauzone :D
        Da ich meine Wurzeln ursprünglich im Electro/Techno/Trance/Dance habe ist es wohl nicht verwunderlich das ich meinen Weg über Metal, Gothic wieder zurück Richtung DarkElectro gefunden habe.
        Klamottentechnisch kann ich mit den Cybergoth (oder auch Knicklicht-Gruftis ;) ) nicht konform. Ich tanze zwar gerne Industrial, sowohl als auch z.B. andere moderne Electrotanzrichtungen wie Shuffle.
        Dabei trage ich zwar eine Raverhose, aber immer nur pur schwarz. Obenrum kommt auch kein Neon oder sonstiger „Firlefanz“ sonder eine hübsche Hemd/Anzugweste/Krawatten-Kombi. Bis dato bin ich der einzige der anscheinend so rumläuft, zumindest habe ich noch niemand anderen so gesehen.
        Was ich sehr schade finde ist, das die „ach so tolerantere (als andere)“ Gothic-Szene so intolerant im Bezug auf Cybergoth ist. Da ich Baujahr 92 bin und die Anfänge der Szene zwar kenne aber nicht miterlebt habe, kann ich persönlich nichts mit 80´s Goth, Batcave etc. anfangen. Deswegen muss ich aber dafür nicht jeden doof von der Seite anpumpen. Natürlich kann nicht jeder mit jedem, aber das muss ja auch garnicht. Aus meiner Sicht geben sich z.B. viele der Cybers nicht wirklich Mühe beim tanzen, da sich nach 3 Bewegungen eine Redundanz einstellt. Da sehe ich Industrial eher als „Sport“ ;) :D
        Fazit: Die Leute sind in Ordnung und die Musik mag ich auch, aber den Modetrend diesbezüglich muss ich nicht mit machen.

        Gruß Nexx

  • Hi,

    also ich find die Cybers Putzig und haben sich ein en Platz in der Goth Scene verdient das Outfit gefällt mir eigentlich ganz gut.

    Peinliche ist ich trag die Raver Hosen halt in schwarz eigentlich ganz gern da sie weit sund und gut Luft im Sommer Durchlassen ;) nur den look in Komplett wäre für mich nix aber find ich chick …

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